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Aus
der Vergangenheit Städte- und Wohnungsbaureform von 1909 - 1933 Fritz Schumacher in Hamburg Dieter Schädel (Auszüge) |
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Aus der
Vergangenheit Vorspann "Niemand war da, der aus den Elementen der neuen Lebensbedingungen, die sich aus der Häufung der Menschen ergaben, einen neuen Rahmen in erträglicher Weise fügte. Hier lag für uns die erste Aufgabe der Zeit, von deren Erfüllung alles weitere, was wir Kultur nennen, abhing". Fritz Schumacher, 1935 "Wer die Stadt als Lebewesen empfand, musste bald
erkennen, dass dies Wesen im tiefsten Kern krank war, und dass man dieser
Krankheit nicht durch ästhetisches Retuschieren, sondern nur durch
organische Eingriffe Herr werden konnte. Es handelte sich um eine soziale
Aufgabe von größtem Ausmaß, die man in Hamburg nicht in ihrer
eigentlichen Bedeutung zu erkennen schien, und die deshalb der
gestaltende Architekt auf seine Schultern nehmen musste." … Niemand war
da, der aus den Elementen der neuen Lebensbedingungen, die sich aus der
Häufung der Menschen ergaben, einen neuen Rahmen in erträglicher Weise
fügte, … Hier lag für uns die erste Aufgabe der Zeit, von deren
Erfüllung alles weitere, was wir Kultur nennen, abhing:
Für die Reform des Massenwohnungsbaus und damit der Großstadt Hamburg war das Siedlungsprojekt auf dem Dulsberggelände in Barmbek-Süd von großer Bedeutung. Hier fand Schumacher einen, vom Hamburger Ingenieurwesen aufgestellten, gesetzlichen Bebauungsplan vor, "der Schauer erregen konnte, wenn man ihn sich verwirklicht denkt."² Er beruhte auf dem Baupolizeigesetz von 1893, das bei extremer Baudichte enge Wohnhöfe und Hinterflügel - die sogenannten Schlitzbauten - zuließ. Die Baublöcke orientierten sich an den gegebenen Grundstücksgrenzen. Grünflächen waren nur punktuell als Schmuckplätze vorgesehen. Im Jahre 1919 erreichte Schumacher durch Grundstücksumlegungen die Zusammenlegung der kleinen privaten Grundstücke. Zusammen mit den größeren Flächen, die bereits in städtischer Hand waren, war die Grundlage zur Revidierung des alten Bebauungsplanes für ein Gebiet von ca. 97 Hektar geschaffen. Schumachers reformierter Bebauungsplan wird geprägt durch die Gruppierung der Wohnblöcke um einen zentralen Grünzug, der das gesamte Planungsgebiet von Südwest nach Nordost durchzieht. Quer dazu erstrecken sich weitere Grünanlagen sowie Sport- und Spielplätze. Die Wohnbauten im Inneren der Siedlung werden viergeschossig, nur an den Hauptstraßen entstehen fünfgeschossige Wohnblocks. Durch die Festlegung der Bautiefen war die Durchlüftung der Wohnungen gesichert. Das Straßen- und Wegenetz wird abgestuft von breiten Hauptstraßen über Wohnstraßen bis zu Fußwegen. Seine quer zum Grünzug angeordneten Zeilenbauten bilden in den Zwischenräumen einerseits halböffentliche Innenhöfe und auf der Hinterseite Hausgärten für die Bewohner. Die Hauszeilen werden durch eingeschossige Ladentrakte miteinander verbunden. Zu diesen ersten Wohnblocks auf dem Dulsberg gehörte auch ein Ledigenheim mit Einraumwohnungen. Hier wurde die Idee einer Zentralküche und zentraler Bademöglichkeiten für ganze Wohnblöcke das einzige Mal realisiert. Eine Idee, die aus der finanziellen und materiellen Not geboren wurde. Bis heute gilt die Siedlung weit über Hamburg und Deutschland hinaus als Vorbild für den Reformwohnungsbau der 20er Jahre. Darum ist sie auch immer wieder ein Besuchsziel für Architekten, Städtebauer und Bauhistoriker. Bis Anfang 1931 wurde das gesamte Planungsgebiet bebaut. Zu den Architekten, die nach Schumacher die verschiedensten Wohnanlagen entwarfen, die sich dann nebeneinander in den übergeordneten Plan Schumachers zu einer einheitlichen Großwohnsiedlung gefügt haben, gehören u. a. Karl Schneider, die Gebr. Frank, die Gebr. Gerson und das Büro Klophaus, Schoch und zu Putlitz.³ Die große Bedeutung der Siedlung war auch ein Grund für ihren Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges, die nur ausgebrannte Ruinen hinterließen.
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Schulen auf dem Dulsberg, Architektur von
Fritz Schumacher
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